Der DZVhÄ und die Magie der Zahlen

Lesende dieses Blogs werden wissen, dass ich nicht viel von Homöopathie halte und daran mitarbeite, ihre Sonderbehandlung in der Medizin zu beenden. Gleiches Recht für alle. Ebenso bekannt dürfte sein, dass der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) nicht gut auf Natalie Grams zu sprechen ist. Natalie Grams war einst Homöopathin, wollte Skeptikern beweisen, dass Homöopathie wissenschaftlich ist und wirkt und wurde in diesem Prozeß zur Skeptikerin. Man kann durchaus die Frage stellen, ob die Kritik an der Homöopathie in den Medien und in der Politik einen so prominenten Platz eingenommen hätte, wenn es Natalie Grams nicht gäbe. Darum ist es auch nicht verwunderlich, dass sie wie kaum sonst jemand von Seiten der Homöopathen und insbesondere vom DZVhÄ angegriffen wird.

Dabei wird, so wie bei Edzard Ernst auch, die „No True Scotsman Fallacy“ angewendet: Natalie Grams war gar keine echte Homöopathin! Einen Beleg wollte der Autor eines Textes in der Anzahl von Patienten gefunden haben, die sie behandelt habe. In ihrer Zeit soll sie 300 Patienten behandelt haben: Viel zu wenig, um davon zu leben, so wird vorgerechnet(PDF):

Auf http://www.stern.de heißt es am 25.11.2015: „Dr. Natalie Grams hat in den Jahren 2009 bis 2014 rund 300 Patienten in ihrer Praxis behandelt.“ Umgerechnet heißt das, 60 Patienten pro Jahr bzw. fünf Patienten pro Monat.

So weit, so statistisch einfältig.

Nun kam gerade auf Spiegel-TV ein aktueller Bericht über die Homöopathie, den ich mir anschaute. Im Anschluss wurde ein Bericht gezeigt, in dem Detlef Schreiber, seines Zeichens homöopathische Arzt, seine Kunst präsentieren durfte. Schreiber hat ein Diplom des DZVhÄ und darf Fortbildungen geben. Er dürfte damit kein Außenseiter sein und scheint eine erfolgreiche Praxis zu führen. In dem Bericht wurde erwähnt, er habe „über 400“ Patienten homöopathisch behandelt. Die Betonung klang als sei das viel. Ich finde das zumindest nicht wenig. Immerhin führt er auch „Begleitung schwerer Erkrankungen homöopathisch über lange Zeit“ durch. Folgt man der Logik des Berichtes im Nachrichtenblatt des DZVhÄ, sind also 300 Patienten in 5 Jahren (60/Jahr) wenig, 400 Patienten in 14 Jahren (29/ Jahr) hingegen reichen aus, um eine erfolgreiche Praxis zu haben und Fortbildungen zu geben. Das muss die Kraft dieser Potenzierung sein…

Ein Gedanke zu “Der DZVhÄ und die Magie der Zahlen

  1. Na, da trage ich doch gern auch hier meinen Kommentar ein, den ich im GWUP Blog hinterlassen habe:

    Ich empfinde es als die eleganteste Methode der Widerlegung: Das Argument des Gegenübers ernst nehmen, zu Ende denken, und damit das Argument an sich zu widerlegen.

    Klasse gemacht.

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