Einst sah ich eine Postkarte, auf der ein Ikeabesuch ob der Möglichkeit gepriesen wurde, dort Hotdogs konsumieren zu können. Ich hasse Hotdogs. Und ich hasse Ikea. Das hat keine ideologischen Gründe, sondern ist meiner Abneigung gegen große Menschenmengen mit demselben Ziel (Kasse) ohne gemeinsamen Agenda (z. B. „wir achten auf unsere Mitmenschen“) geschuldet. Ikea kann wenig Fläche effizient nutzen. Manchmal sogar schön (soweit ich das beurteilen kann). Insofern ist es passend, dass in einigen der Hotdogstände mit Möbelausstellung bald Produkte angeboten werden könnten, die Ikea in selbst hergestellten Wachsboxen (meine Bezeichnung) vor Ort angebaut haben wird.
Ikea betreibt damit „vertical Farming“, also den Anbau von Lebensmitteln in mehrstöckigen Gewächshäusern, die weitgehend abgeschottet von Einflüssen der Aussenwelt sind. Käfiggemüse, wenn man so will. In einem Alltag, in dem es uns an nichts Existenziellem mangelt, denken wir meist nicht an die Ressourcen, der der Anbau von Nahrungsmitteln benötigt. Eine Ressource ist Boden. Da dieser Planet seine Fläche nicht mehr wesentlich ändern wird, ist Boden die Ressource, die die Menge an Nahrungsmitteln, die wir produzieren können, am ehesten Begrenzen wird. Darum halte ich auch den Trend zu „Bio“-Nahrung für ein Zeichen von unsolidarischer Realitätsverleugnung. „Bio“ bringt objektiv keine relevanten Vorteile, verbraucht jedoch mehr Fläche als konventionelle Landwirtschaft (auch „Schullandwirtschaft“). Der Flächenverbrauch ist, neben der Nutzung umweltschädlicher Pflanzenschutzmittel, ein Hauptargument gegen „Bio“. Mit „vertical Farming“ könnten wir uns diesen Luxus vielleicht auch in Zukunft leisten.
Vertical Farming kostet vor allem mehr Energie als herkömmliche Landwirtschaft unter freiem Himmel. Dort wird die Energie von der Sonne geliefert. In bepflanzten Hochhäusern, würde eine andere Energiequelle benötigt. Eine interessante Frage dabei ist, ob erneuerbare Energie ausreichen werden, den Bedarf zu stillen. Solange es bei ITER noch nicht richtig läuft, wird es kaum Alternativen geben, die in Deutschland durchsetzbar wären. In anderen Teilen der Welt ist man weniger wählerisch. Wir haben nicht nur den Luxus unser Essen wenig effizient produzieren zu können (wenn wir das wollen, weil es sich besser anfühlt), wir können auch bei den Energiequellen wählerisch sein. Keine Kohle, keine Atomkraftwerke, gleich welcher Generation.
Sogar Greenpeace findet Vertical Farming interessant und steht der Methode (noch) positiv gegenüber. Man sollten dem Verein nur nicht verraten, dass es wenig Sinn ergibt, Sorten, die für das Freiland optimiert wurden, in Glaskästen anzubauen. Ohne genetische Modifizierung wird es ein frustraner Versuch werden.
Ich zumindest würde ich freuen, eines Tages mit einem Kind an einem Hochhaus vorbeizukommen und sagen zu können: „Hier kommt unser Essen her.“ Während der Wind vom Dach ein zartes „Muhhh“ herunterweht.