In einem Park in Dresden hängen seit einigen Tagen Zettel an den Bäumen, auf denen eine Warnung prangt.
Es wird davor gewarnt, Haschisch von „Nordafrikanern“ oder „Afghanen“ zu kaufen, weil dieses gestreckt sei. Bei „Syrern“ könne man Glück haben, solle es aber nicht darauf ankommen lassen, sondern lieber selbst anbauen. No Shit in Dresden.
Mein Verschwörungsgehirn hat sich über den Zettel gewundert und eine steile These aufgestellt. Zum einen ist mir der lockere Umgang mit rassistischen Einschätzungen aufgefallen. Ich kenne mich zwar in den sozialen Gepflogenheiten des Straßendrogenhandels nicht aus, vermute jedoch, dass selten Details zur jeweiligen Identität ausgetauscht werden. Woher sollte also der Zettelersteller1 sicher wissen, ob es sich um einen „Afghanen“, „Nordafrikaner“ oder „Syrer“ gehandelt hat? Gleichzeitig scheint der Zettelersteller der Ansicht zu sein, LeserInnen würde die Klassifizierung von Menschen in dieser Art eine sichere Einschätzung der Herkunft ihres Gegenübers ermöglichen. Wenn das kein Rassismus ist, weiß ich auch nicht was Rassismus ist.
Außerdem passt die Geschichte des Zettels irgendwie auch nicht recht. Mindestens vier Käufe müsste die Person unternommen haben, um dann für eigenen Bedarf anzubauen bzw. „aus sicheren Quellen“. Diese werden lustigerweise nicht einmal angedeutet, was der Intention des Zettel („Genießer“ und so…) Rechnung getragen hätte. Warum hat der Zettelersteller seine sicheren Quellen oder sein selbst angebautes Zeug überhaupt verlassen? Natürlich kann ich mir ein Szenario vorstellen, in dem das geschieht aber mein Verschwörungsgehirn sagt mir, da erzählt jemand eine Geschichte.
Zuletzt frage ich mich, wer sich so von Altruismus motivieren lässt, mehrere Zettel in einem öffentlichen Park aufzuhängen und sich dabei mehrfach zu gefährden. Zum einen könnten Menschen sich angesprochen fühlen und um ihre Geschäftsgrundlage fürchten, die dürften nicht freundlich reagieren. Und auch die Polizei dürfte Interesse daran haben, sich den Zettelersteller einmal genauer anzusehen. Das wäre zumindest unangenehm. Da ist jemand als ein hohes Risiko eingegangen um andere „Genießer“ zu warnen. Wie bei dem Polizisten mit dem völkischen Vogelaufnäher, unterstelle ich eine ideologische Motivation.
Mein Verschwörungsgehirn hat eine andere Hypothese. Dazu muss man wissen, dass dieser Park in Dresden in den letzten Monaten Ort vieler Konflikte und „Massenschlägereien“ war, an denen überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund beteiligt gewesen sein sollen. Seit erhöhter Polizeipräsenz scheint es dort vorerst ruhiger geworden zu sein. Mein Verschwörungsgehirn denkt sich, dass es Interesse daran geben kann, diese Konflikte (die auch mit Drogenhandel zu tun haben sollen) erneut aufflammen zu lassen, um Ressentiments in der Bevölkerung zu schüren. Besonders in der Neustadt, die als eher „links“ gilt, gäbe es dafür theoretisch Potential. Mein Verschwörungsgehirn hat auch schon jemanden in Verdacht, nämlich die Identitäre Bewegung, zu denen würde so eine „lustige“ Guerillaaktion passen.
Mein rationales Gehirn zweifelt allerdings an dieser Hypothese und sagt mir, „Doch, das kann schon authentisch sein“. In Sachsen sagt man zwar gerne mal rassistische Dinge (manchmal ohne zu wissen, was man da sagt), aber eigentlich sind die Sachsen sehr freundliche Menschen. Solange der Shit gut ist.
- Ja, ich gehe davon aus, dass es sich um einen männlichen Menschen handelt. ↩
Ein Gedanke zu “No Shit – Eine Verschwörung aus Dresden”