Ein Chirurg im Ärzteblatt

Dem Ärzteblatt durfte ein sympathischer Kollege seine Klage über das Gesundheitssystem vortragen. Ein Gesundheitssystem, welches, aus seiner patientennahen Sicht von der Basis, für Patienten großartig ist. Das beste der Welt. Was ihn stört ist die „Industrialisierung“ der Medizin, die von der Politik vorangetrieben werde. Eine „Industrialisierung“, die die Patienten offenbar nicht stört, haben sie doch das beste Gesundheitssystem der Welt. Nur die Ärzte haben es schwer. Die „privatärztliche Gebührenordnung“ sei „bei Inhalt und Honorar im Jahr 1983 stehenge­blieben“. Da verdient man praktisch nichts mehr. Was viele nicht wissen: Privatpatienten bekommen nur aus Mitgefühl Termine vor Kassenpatienten, nicht wegen der hohen Einnahmen.

Wie emphatisch und lebensnah dieser Chirurg argumentiert, zeigt er, wenn er das Ende der Budgetierung fordert, damit die Berufsverbände selbst mit den Kassen verhandeln. Als Chirurg will man möglichst nah an die Fleischtöpfe. Weil dann bestimmte Dinge nicht mehr ins Budget passen, sollten Patienten „eigenverantwortlich“ Zusatzversicherungen abschließen. Für „Risikosportarten1“, „Vorsorgeleistungen“ und „ihre Psyche“. Falls jemand seine Psyche nicht zusatzversichern will, kann der Kollege diese sicherlich fachmännisch entfernen. Ich mache zumindest morgen einen Termin und lassen mir präzisionschirurgisch das Schamgefühl entfernen. Dann sind die Äußerungen solcher Kollegen auch besser zu ertragen.

  1. Die 90er haben angerufen und wollen ihre alberne Forderung zurück.

Ein Gedanke zu “Ein Chirurg im Ärzteblatt

  1. „das beste Gesundheitssystem der Welt“ Da gibt’s ja schon in Europa Länder, die besser dastehen.
    Klar auch, dass Frauen eine Mitschuld am Ärztemangel trifft…
    Und wovon träumt der Herr nachts?

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