Mein Weltbild ist wieder intakt. Das ist ein gutes Gefühl! Als Merkel ihren Parteigenossen und dem Rest der Bevölkerung ihr „Wir schaffen das!!!“ entgegenschleuderte sowie im Zuge einiger Äußerungen, die sie danach machte, erwischte ich mich immer wieder dabei, Frau Merkel zuzustimmen. Das ging so weit, dass ich mir in den letzten Wochen hatte vorstellen können, der CDU bei der Bundestagswahl unter bestimmten Umständen meine Stimme zu geben. Das wäre vor allem eine Stimme für Merkel gewesen. Für ihre Geste der Humanität (vielleicht war es auch nur Realpolitik, doch ich will ihr mal das Beste unterstellen), für ihr Einstehen für die Menschenrechte gegen das Parteiestablishment. Sogar dem Herrn de Maizière musste ich in den letzten Monaten dann und wann zustimmen. Ich hatte bereits Angst, zu werden, wie mein Vater!!1!!
Doch jetzt ist alles wieder gut. Die von Angela Merkel geführte Bundesregierung hat Afghanistan zum sicheren Herkunftsland erklärt und damit die Abschiebung von 1000en Menschen afghanischer Herkunft ermöglicht. Das ist eine Doppelstrategie. Nicht nur kann sich Christenunion mit dieser Form der Law-And-Order Politik auf dem Rücken unserer Mitmenschen bei den Anhängern der AfD anbiedern. Sie machen sich mit der Einschätzung Afghanistans als „sicher“ auch fit für das postfaktische Zeitalter. Da hatte die Union noch großen Nachholbedarf. Die SPD verkauft die Hartz-Reformen und die Riester-Rente als sozial gerecht. Die Grünen halten genetisch modifizierte Organismen für gefährlich. Die Linke sagt, sie geht angemessen mit den Querfronttendenzen in den eigenen Reihen um. Die FDP sagt, sie sei liberal.
Vielen Dank Frau Merkel, dass mein Weltbild wieder intakt ist. Irgendwie hält sich meine Freude aber in Grenzen. Ich frage mich, warum.