In der Zeit gibt es diese Woche ein Sonderheft zum Thema Psychotherapie. Da habe ich qua Profession zugegriffen. Den allgemeinen Text über Psychotherapie finde ich insgesamt gelungen, gestolpert bin ich jedoch über folgenden Absatz:
In meinem Text zu den Reichsbürgern habe genau das Gegenteil behauptet und mich gegen eine Pathologisierung politischer Ansichten gewandt. Auch in meinem Vortrag zum Zusammenhang zwischen der Zustimmung zu irrationalen Glaubenssystemen und psychischer Gesundheit, habe ich die Ansicht vertreten, dass es ein Zeichen psychischer Gesundheit sein kann, irrational sein handeln oder denken.
Nun würden mich die Quelle dieser „Erkenntnisse“ interessieren und was KollegInnen zu dieser Aussage denken. Ich halte die Aussage für Quatsch. Damit will ich nicht ausschließen, dass ein Mensch, der an einem Wahn leidet dies durch krude politische Ansichten zeigt. Aber nur weil ein Mensch nicht zu überzeugen ist (von den Argumenten, die ihm präsentiert werden, in der Form in der sie ihm präsentiert werden), ihm oder ihr einen Wahn anzudichten, erscheint mir doch als sehr psychiatrische Perspektive. Psychologische Faktoren werden dabei ignoriert. Oder irre ich mich und halte an einer irrationalen Überzeugung fest?