Gestern war in Dresden das „Mutter-Erde-Festival“, veranstaltet durch die Lotus-Akademie e.V.
„Das Mutter Erde Festival entstand als eine Initiative zum Schutz der Erde und für ein friedliches und harmonisches Miteinander.“
Das klingt schon mal gut, irgendwie. Als weitere Motivation für das Festival gibt der Verein an:
„Das Festival und der Umzug „Ein liebendes Herz für die Mutter Erde“ bezwecken mehr als nur Toleranz und Akzeptanz für fremde Kulturen – sie sind ein interaktives Fest aller beteiligten Menschen mit unserer Lebensgrundlage, der Erde.“
Da haben die Organisatoren sich aber einiges vorgenommen für einen Samstagnachmittag in Dresden. Eein wenig harmonisches Miteinander könnte Dresden aktuell nicht schaden und Toleranz ist ebenfalls Mangelware.
Ob allerdings der Weg über das Mutter-Erde-Festival der Richtige ist? Auf der YiXue-Veranstaltungswebsite ist zu lesen, „wir“ seien „alle“ durch Schwingungen miteinander verbunden und irgendwie sei alles eins. Darum müssten wir in Harmonie mit Mutter Erde leben. Oder so. Belegt wird das mit dem Albert Einstein Zitat „Alles Leben ist Schwingung“, das von Abraham Lincoln übermittelt wurde.
Die YiXue-Akademie bietet, statt Hilfe für „Mutter-Erde“, doch wieder nur eine Art ideologisch aufgeladene Sportveranstaltung an. Ein besondere Form der QiGong wird gepriesen, um das Chi wieder in Ordnung zu bringen. Die kann man in Nossen, in der Nähe von Dresden praktizieren, im YiXue-Bildungszentrum. Erklärt, wie das nun mit „Mutter-Erde“ zusammenhängt wird leider nirgendwo. Vielleicht weil keine fragt. Wahrscheinlich sind es die „Schwingungen“. Am Informationsstand gibt es nur die üblichen Plattitüden über „Ganzheitlichkeit“, „Energie“, „Blockaden“ und so weiter.
Bereits im letzten Jahr schrieb „S.T.“ zu der Veranstaltung:
„Das ganze ist nämlich nichts anderes als eine Werbeveranstaltung für die Lotusakademie e.V., eine Sekte die sich dem „Großmeister Wei Ling Yi” verpflichtet fühlt.“
Die Geschichte mit der Sekte konnte ich nicht validieren. Wo die Reise jedoch hingehen soll und welche Zielgruppe YiXue anspricht, wird schnell klar, wenn man das „YiXue-Journal“ aufschlägt. Das wurde extra für die Veranstaltung gedruckt und angeblich mit Spenden finanziert.
Die Veranstaltung ist hervorragend geeignet, um starken Fremdscham hervorzurufen. So bei der „Zeremonie“ auf der Bühne, in deren Rahmen verschiedene Menschen bunte Synthetikbänder (die hat „Mutter-Erde“ besonders gerne) an einen kleinen Baum binden und Wünsche in Form von Phrasen ins Mikrophon flüstern („Frieden“, „Harmonie“ „Alles wird gut“). Auch schön ist die Tanzgruppe aus einem „Land, das gaaaanz weit weg ist, wo es warm ist und wo Elefanten leben“ (auf der Bühne anwesende Kinder wurde genötigt „Afrika“ zu sagen. Sie waren höflich genug, nicht darauf hinzuweisen, dass es sich um einen Kontinent handelt), deren Teilnehmer in Kleidung mit Leopardenfellmuster gekleidet waren und komische Kopfbedeckungen aus Federn trugen. So wie sich alte (und sehr junge) weiße Menschen „die Afrikaner“ halt so vorstellen. Höchste Verzückung rief bei mir der wiederholte Aufruf aus, sich gegen eine Spende Luftballons zu holen, die am Ende der Veranstaltung mit „Wünschen an Mutter-Erde“ fliegen gelassen wurde. Nichts drückt Respekt vor der Natur besser aus, als sie vollkommen unnötig mit einer, kaum abzubauenden, elastischen Substanz füllen, an der Lebewesen elendig zugrunde gehen wenn sie sie fressen.
Apropos, elendig zugrunde gehen. Im 4-Seitigen „YiXue“-Journal widmet man sich auf einer Seite der Behandlung von an Krebs erkrankten Patienten. Diesen bietet man in Nossen „YiXue-Kang Ai“-Seminare an, wobei es sich um „Energie-Regulierungsworkshops“ handelt. In der Einleitung steht, es gehe darum, die „schulmedizinische“ Behandlung zu „begleiten“. Der größte Teil der Seite wird jedoch dem Bericht einer Studentin gewidmet, die durch das Chi-Gedöns geheilt worden sei. Von Krebs. Das könne vorkommen, steht in der Einleitung, nur verlassen kann man sich nicht darauf, weil es „auch bei Kant Ai zur Ausnahme (gehöre)“. Man wundert sich, warum dem Auftreten so einer Ausnahme so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird?
„Anfangs hielt ich Kang Ai einfach für eine Chance, die Tumorerkrankung zu besiegen. Doch jetzt, wo ich gesund geworden bin, würde ich sagen, dass die Ursache für all unsere Leiden in der Seele liegt. Durch Praktizieren und Energieübertragungen von Wei Ling Yi kommen wir in unsere Kraft, damit wir mit uns selbst arbeiten können. Und so ist es für mich beides: Energietankstelle und auch harte aber wirklich unbezahlbar kostbare und nachhaltige Arbeit an sich selbst.“
Den Grund warum einige Menschen geheilt werden und andere nicht, liefert die geheilte Studentin gleich mit:
„Was passierte, war mehr, als ich je für möglich gehalten hätte: Nachdem ich bereits viele Male die kostbare Erfahrung machen durfte, in der Meditation der Seele von Wei Ling Yi zu begegnen, besuchte sie mich am 29. Mai 2013 erneut in der Meditation um 21 Uhr. Es war eine Begegnung, in der ich erkannte, dass die Ursachen meiner Krankheiten bei mir selbst lagen und in der ich den Entschluss fasste, gesund zu werden und die dafür nötige Energie und die dafür nötigen Informationen von Wei Ling Yi auch erhielt.“
Wer nicht gesund wird, erkennt nicht, dass man nur gesund werden wollen muss und erkennen, dass die Ursachen bei einem selbst liegen. Esoterischer Zynismus in seiner reinsten Form. Und das Schöne ist, man kann ihn für eine Kursgebühr von 199,- Euro am eigenen Leib erfahren. Oder man schreibt auf, dass man gesund werden will und lässt den Wunsch an einem Luftballon in den Himmel steigen. Das ist genauso sinnvoll aber deutlich billiger.
Wir sind alles Menschen mit guten und schlechten Anteilen, welche wollen wir vermehren? Ich möchte meine positiven vermehren, ich fühle mich der Erde und dem Universum verbunden und bin der Mensch dazwischen. Diese Energien zu spüren und zu nützen ist Ziel von mir, durch das Erlernen und Arbeiten damit helfen wir uns selbst am meisten und dadurch entsteht ein positives Umfeld. Wir können so Krankheiten die durch negative Informationen in uns sind weggeben oder gar nicht entstehen lassen. Das ist durch einen großen Lehrer, der selbstlos und mit unendlicher Geduld uns so nimmt wie wir sind und uns immer wieder wenn wir Irrwege oder straucheln ermuntert und führt, wie Kinder die irgendwann dann selbstständig gehen können.
Ich verstehe den gesunden Skeptizismus und das alles sieht auch vielleicht eher wie eine Faschingveranstaltung aus. Aber ohne selbst einmal eine Kurs Erfahrung gemacht zu haben, oder sich wirklich mal auf die Geschichte eingelassen zu haben, ist es ziemlich leicht Dinge für Kokolores zu erklären. Qui Gong und Tai Chi gehören seit Jahrhunderten in Asien zur Krankheitsprävention und auch mir haben die Seminare mit Weil Ling Yi geholfen meine Multiple Sklerose Erkrankung zu verbessern. Mittlerweile kann ich sogar wieder tanzen.
Vielen Dank für die Rückmeldung.
Meine Kritik zielt nicht darauf ab, ob die Kurse als hilfreich empfunden werden. Meine Kritik zielt ab auf überzogene Versprechen und falsche Hoffnungen die gemacht werden.
Dass Bewegung hilfreich ist, wird Ihnen jeder Mediziner bestätigen. Welche Philosophie Menschen dazu bringt, sich regelmäßig zu bewegen, ist erst einmal egal. Problematisch wird es, wenn esoterische Ideen und falsche Versprechen mit dieser Philosophie verbunden werden.
ricarda
Ich bin Musikerin und Musiktherapeutin. Durch die hohe psychische Stabilität meiner krebskranken Freundin wurde ich neugierig auf die Arbeit von Wei Ling Yi. Es ist nicht einfach, die asiatische Kultur zu verstehen. Die Auswirkungen des Kang Ai sind unübersehbar positiv. Wei Ling Yi arbeitet mit Liebe, Umsicht und einem tiefen Verständnis für den Ursprung der Krankheit. Zu begreifen, dass die negativen Informationen in uns sind, wenn wir krank werden, ist ein schmerzlicher Prozess, aber wahr. Er beinhaltet keine Schuldzuweisung, sondern den Mut, sich helfen zu lassen und sich selbst zu helfen, sein Herz auszugleichen, Bitternis zu verabschieden.
Ich schätze die hohe Bandbreite der uralten Heilweisen, sei es Ernährung, Reissackklopfen, Laufen auf dem Lotus, Tanz, Mantrengesang, Meditation, die Kunst Energie zu empfangen aus dem Universum und sich mit dieser zu verbinden. Anstelle des Spottes, der aus Angst vor Enttäuschung oder Fremdheit
vielleicht entsteht, wünsche ich Ihnen eine Annäherung an das Zentrum und dessen Botschaft, die das Herz berührt und Sie in der Seele erreicht. Ich bin sehr dankbar für diese friedenstiftende Arbeit und habe großen Respekt vor der Hingabe der Mitarbeiter, die diese Botschaft verbreiten. Das Synthetische stört mich auch. Es wird sich sicher verändern. Sifu ist der Natur sehr nahe.