Es ist wieder so weit: In Wien wird am 29.11.13 das Goldene Brett vorm Kopf verliehen.
Ich habe den Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) nominiert. Der DZVhÄ gab einer im September in Mühlheim an der Ruhr abgehaltenen Veranstaltung seinen Segen. Auf dieser Veranstaltung wurden CEASE-Therapeuten ausgebildet. Über die CEASE-Therapie habe ich unter anderem in meinem Vortrag im Rahmen der GWUP-Konferenz in Köln gesprochen und sie im Artikel über Pseudomedizin bei Autismus im Skeptiker thematisiert. Zum schnellen einlesen ist dieser Artikel im Wiki von Psiram.com ausreichend:
„CEASE ist ein Akronym für Complete Elimination of Autistic Spectrum Expression[1] und wurde vom niederländischen Homöopathen Tinus Smits (29. Dezember 1946 – 1. April 2010) als Therapie bei tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, insbesondere Autismusspektrumsstörungen, erdacht. Smits behauptete, mit seiner Methode über 300 Kinder von Autismus geheilt zu haben. Nach aktuellem wissenschaftlichem Stand ist Autismus nicht heilbar, mit verhaltenstherapeutischen Maßnahmen lassen sich jedoch deutliche Besserungen in der Symptomatik erreichen. Seine Methode veröffentlichte Smits 2010 in einem Buch, dessen Vorwort von J.B. Handley stammt, einem Mitbegründer von Generation Rescue, einer von der Impfgegnerin Jenny McCarthy gegründeten Organisation.[2]
CEASE ist aus mehreren pseudomedizinischen Therapieformen zusammengesetzt:
- Homöopathie
- Isotherapie
- Klassische Homöopathie
- „Inspiring“ Homöopathie
Sieht man einmal von den Ideen ab, die hinter CEASE stehen, hat es ganz praktische Auswirkungen auf das Leben von betroffenen Familien, wenn sie sich in die Hände eines CEASE-Therapeuten begeben. Es ist ziemlich sicher, dass eine möglichst früh beginnende „konventionelle“ Therapie die Prognose der Kinder verbessert. Es gibt für viele Fähigkeiten bestimmte „Entwicklungsfenster“, in denen es deutlich leichter fällt, diese zu erlernen. Wer seine Zeit in die CEASE-Therapie investiert, verpasst andere Möglichkeiten, wirksame Möglichkeiten.
Natürlich hindert eine CEASE-Therapie nicht prinzipiell daran, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Doch die Ressourcen der betroffenen Kinder und Familien sind begrenzt. Finanzielle Ressourcen. Zeitliche Ressourcen. Motivation: je mehr Therapien ein Kind macht, desto höher die Gefahr, dass es Therapiemüde wird. Eltern und Therapeuten die schon länger dabei sind, wissen, dass es manchmal auch Therapiepausen geben muss. Je mehr Therapie, desto eher eine Therapiepause. Ärgerlich, wenn eine der Therapien wirkungslos ist.
In der Fortbildung in Mühlheim an der Ruhr müssen den angehenden Therapeuten in knapp drei Tagen neben der (Pseudo)Therapie auch die Grundlagen und die Diagnostik von Autismus beigebracht werden. Das ist ein Witz, leider ein schlechter. Allein, um den Goldstandard der Autismusdiagnostik, das Autism Diagnostic Interview-Revised (ADI-R) und das Autism Diagnostic Observation Schedule (ADOS) zu erlernen, muss man einen Kurs besuchen, der 3,5 Tage dauert.
Da gab es also einen Kurs, in dem eine Therapie vermittelt wurde, die bei Autismus unmöglich helfen kann, jedoch eine Heilung verspricht. Eine Therapie welche die Eltern selbst zahlen müssen und die sich an Kinder richtet, die sich nicht dagegen wehren können. Ein Kurs dessen Dauer dem Krankheitsbild Autismus unmöglich gerecht werden kann. Und der DZVhÄ gibt sowohl dem Kurs, wie auch der Therapie sein Qualitätssiegel.
Das verdient die Nominierung für das Goldene Brett.
3 Gedanken zu “Meine Nominierung für das goldene Brett: DZVhÄ”