Psychopharmaka bei Kindern

Ritalin ist ja mittlerweile mehr ein Reizstoff, als ein Medikament. Dabei steht es für eine ganze Gruppe von Medikamenten, so genannte Stimulanzien im Allgemeinen und Methylphenidat (MPH) im Besonderen. Ich weiß gar nicht, über welche Gruppe von Medikamenten die meisten Falschinformationen kursieren aber MPH gehört sicher zu den Top drei (Neben Impfungen und Chemotherapeutika). MPH wird für die ADHS verschrieben (etwas, was man wahrscheinlich nicht mehr erwähnen muss).

Viel diskutiert wird beim Thema ADHS der, wahlweise explosionsartige oder exponentielle, Anstieg der Verschreibungsmengen. Oft werden düstere Absichten von „Pharmakonzernen“ als Ursache gesehen, die, zum eigenen Profit, möglichst vielen Kindern „Ritalin“ verschrieben sehen wollen (von den ärztlichen Profiteuren der „Pharmaindustrie ganz zu schweigen). Wenn ich auch meine Hand nicht für Intentionen irgendeines Unternehmens ins Feuer halten werde, ist diese Darstellung doch arg vereinfacht. Ich würde sagen, sie ist soweit vereinfacht, dass sie falsch ist.

Und vielleicht argumentieren viele „ADHS-Kritiker“ (gibt es auch Gastroenteritiskritiker?) mit veralteten Argumenten. Und das nicht nur, wie auf der Facebookseite von ADHS Deutschland gerade hübsch dargestellt wird, wenn es um die Entstehung, Ursachen und Behandlung der ADHS geht. Auch die Menge an Psychopharmaka, die Kinder bekommen, scheint, entgegen der oft kolportierten Meinung, zu sinken. Ich schreibe das gerne nochmal: Eine kürzlich herausgekommene Studie zeigt, dass, im ganzen, die Menge an verschriebenen Psychopharmaka sinkt. Und das obwohl die Anzahl von Kindern, die eine psychische Störung diagnostiziert bekommen steigt.

Nun mag man von letztgenanntem Fakt halten, was man will, beide Befunde zusammen sprechen zumindest gegen eine „Medikalisierung unserer Kinder“, von der hier und da öfter mal etwas zu hören ist. Wenn es einen unkritischen Einsatz von Psychopharmaka bei Kindern gab, scheint sich ein Bewusstseinswandel ergeben zu haben. Es wird interessant, ob diese Zahlen sich auch in weiteren Studien, in weiteren Ländern bestätigen lassen.

Wie auch immer, „ADHS-Kritiker“ wird das wohl nicht zum Schweigen bringen.

Ein Gedanke zu “Psychopharmaka bei Kindern

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