Stammzellen – Die Hoffnung stirbt zuletzt

Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.
Arthur C. Clarke

Stammzellen sind Zellen, die das Potential haben, sich in fast jedes Körpergewebe umwandeln zu können. Das macht sie zu Hoffnungsträgern für viele Menschen mit Erkrankungen, die bisher als unheilbar gelten. Alzheimer, Herzinfarkt, Querschnittlähmung um nur einige alltägliche Beispiele zu nennen. Unsterblichkeit um eine fragwürdigere Idee nicht zu vergessen.

Aufgrund ihres nahezu magischen Potentials springen einige…oder ziemlich viele unseriöse Figuren auf den Zug. Es gibt nur wenige Erkrankungen die bereits erfolgreich mit Stammzelltherapie behandelt wurden. Im Patientenhandbuch zur Stammzelltherapie der International Society for Stem Cell Research heißt es dazu:

Das Spektrum der Krankheiten, für die es erprobte stammzellbasierte Behandlungsmethoden gibt, ist noch sehr gering. Störungen des Blut- oder Immunsystems und ein erworbenes Versagen der Knochenmarksfunktion können in einigen Fällen wirksam mittels einer Transplantation von Blutstammzellen behandelt werden.
Das Handbuch ist von 2008. Doch auch fünf Jahre später ist das goldene Zeitalter der Stammzelltherapie (leider) noch nicht angebrochen. In Italien gab es eine Initiative von Eltern und Patienten, eine klinische Studie für einige Stammzelltherapien mit durch die Regierung finanzieren zu lassen. Der Senat hatte der Forderung bereits zugestimmt und der Gesundheitsminister ein Gremium von Wissenschaftlern damit beauftrag das klinische Protokoll zu prüfen und eine Studie zu entwerfen. Doch es kam anders:
Stamina’s mesenchymal stem cell therapy has inflamed a passionate debate in Italy. Stem cell scientists say it lacks any scientific credibility, but patients and their supporters have demanded that the therapy be made available for a range of diseases for which Stamina claims benefit.
Das ist so ziemlich das härteste, was so ein Gremium über ein medizinisches Verfahren sagen kann. Die „Therapie“ wird schon länger kontrovers diskutiert und 2012 wurden Behandlungen des Unternehmens, das jetzt die Studie durchführen will, von Italienischen Medizin-Behörde (AIFA) unterbrochen, weil sie Unregelmäßigkeiten festgestellt hatte. Doch auf Druck von Patienten und deren Vertreter sprach sich der Senat für eine Studie aus. Leider hat man sich wohl vorher nicht informiert:
The panel has concluded that Stamina President Davide Vannoni has not released records of any preclinical studies conducted by Stamina and “there is no data concerning the quality of the cellular preparation,” according to ScienceInsider’s source. For instance, Stamina has been unable to show the presence of proteins that stem cells are expected to express when they form new neurons.
Dass Menschen die schwer krank sind sich an jede Hoffnung klammern, ist verständlich. Dass sie sich an Ihre gewählten VertreterInnen wenden, um Hilfe zu bekommen, ebenso. Dieses Beispiel zeigt aber auch, warum ÄrztInnen nicht jeden Wunsch ihrer Patienten erfüllen, auch wenn sie sich damit unbeliebt machen. Es zeigt auch, warum Politiker keine Entscheidungen treffen sollten, solange sie nicht dazu qualifiziert sind.
Um auf Arthur C. Clarke zurückzukommen: Manchmal ist nicht die Technologie magisch, sondern das Denken.

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