Gewalt durch Polizisten ist wahrscheinlich kein neues Phänomen. Immerhin ist ihnen das Monopol dafür übertragen worden, bisher möchte ich sagen: Zum Glück. Vor allem wenn ich die eine oder andere Phantasie einiger meiner MitbürgerInnen höre, was man mit wem mal machen sollte.
Aber irgendwie scheint in letzter Zeit etwas nicht zu stimmen mit diesem Monopol, man hat manchmal den Eindruck, ihm sei der Kompass abhanden gekommen. Oder, um im Bild zu bleiben, der Kompass ist kaputt und zeigt oft in die falsche Richtung. Immer öfter lese ich von offensichtlich ungerechtfertigter Nutzung des Gewaltmonopols durch…tja durch wen? Bereitschaftspolizisten (und Innen)? Vorgesetzte? Innenminister? An der einen oder anderen Stelle mag Kalkül „von ganz oben“ dahinter stecken und damit die Hoffnung, Gewalt eskalieren zu lassen, damit Freiheit beschränkt werden und Sicherheit ein bisschen größer geschrieben werden kann. Aber schmeckt Ihr das auch? Hinten im Hals? Schmeckt nach Verschwörungstheorie. Vielleicht gibt es also einen wahren Kern aber vermutlich ist das Phänomen etwas komplizierter. Und einen Teilaspekt picke ich mir mal heraus.
Ich gehe davon aus, dass die allermeisten Menschen, die in den Polizeidienst treten dies aus ehrbaren Motiven machen. Ein paar sind sicher angezogen von der Machtposition (wie in vielen anderen Berufen wahrscheinlich auch). Was ist, wenn durch aggressives Vorgehen gegen DemonstrantInnen die falschen selektiert werden? In einem Bericht vom Humanistischen Pressedienst wurde von geschockten Polizisten berichtet, die nicht fassen konnten, was die Kollegen gerade vor Ihren Augen treiben.
Ich kann mir denken, so ein Anblick ist ein ziemlich aversiver Reiz für jemanden, der sich als Staatsdiener im besten Sinne versteht…eigentlich jeden, dessen Empathiefähigkeit in dem Moment intakt ist.
Für jemanden, der machtafin ist und vielleicht auch einen Kick erlebt, wenn er seine Macht physisch unter Beweis stellen kann, dürfte eine Situation ziemlich berauschend sein. Und wenn man die Beschreibung in den Zeitungen liest, ist das nicht ganz unwahrscheinlich.
Wir haben also zwei Individuen, die ziemlich unterschiedlich auf eine Gewalteskalation reagieren, eine offensichtlich von der Polizei ausgehende allemal. Beim nächsten Einsatz dürfte ziemlich klar sein, wer sich meldet irgendwo am Rand den Verkehr zu regeln und wer sich meldet in die erste Reihe zu gehen. Mit der Zeit dürften sich vor allem PolizistInnen in der ersten Reihe finden, denen ich als Demonstrant nicht begegnen möchte. Da reicht wahrscheinlich bereits ein Zwinkern eines Innenministers und die Hand wandert zum Pfefferspray.
Ich habe natürlich keine Ahnung, ob die Strukturen bei der Polizei eine solche Verdichtung von Problempolizisten erlaubt. Sollte dem so sein, wäre es an der Zeit, etwas daran zu ändern.
Ein Gedanke zu “Gedanken zu Polizeigewalt”